Kommentierte Bibliographie

In der nachfolgenden Bibliographie werden aktuelle Publikationen mit Bezug zu "Autonomie im Gesundheitswesen" fortlaufend vorgestellt.

Die Bibliographie ist aktuell in drei Rubriken aufgeteilt:

  1. Forschungskontext Advance Care Planning
  2. Schwerpunkt: Advance Care Planning aus der Sichtweise von Pflegekräften
  3. Schwerpunkt: Kommunikation mit Schutzausrüstung

Innerhalb der Abschnitte sind die Artikel alphabetisch nach Autor*innen geordnet.

 

 

Bolt, S. R., van der Steen, J. T., Khemai, C., Schols, J. M. G. A., Zwakhalen, S. M. G., & Meijers, J. M. M. (2021). The perspectives of people with dementia on their future, end of life and on being cared for by others: A qualitative study. Journal of Clinical Nursing. Advance online publication. doi.org/10.1111/jocn.1564

Die Forschergruppe aus den Niederlanden stellt in dem Artikel die Ergebnisse ihrer Interviewstudie vor. In den 18 Interviews wurden Personen im Frühstadium einer Demenz-Erkrankung befragt, wie sie ihre Situation, im Hinblick auf die Versorgung durch andere Personen, bewerten und wie sie sich die Versorgung in der Zukunft und am Lebensende vorstellen. Der Großteil der Befragten äußerte die Bereitschaft über individuelle Sichtweisen und Perspektiven zur Versorgung im Jetzt und für die Zukunft zu sprechen. Als Grund dafür, dass sie nicht bereits zuvor mit anderen über ihre Vorstellungen gesprochen haben, gaben einige Befragten an, dass sie nicht gefragt wurden. Allerdings gehen die Befragten davon aus, dass ihre Angehörigen und Nahestehenden für sie die richtigen Entscheidungen treffen werden, auch wenn über individuelle Vorstellungen zuvor nicht miteinander gesprochen wurde.

Bollig, G., Brandt Kristensen, F., & Wolff, D. L. (2021). Citizens appreciate talking about death and learning end-of-life care – a mixed-methods study on views and experiences of 5469 Last Aid Course participants. Progress in Palliative Care, 1–9. doi.org/10.1080/09699260.2021.1887590

In der internationalen und multizentrischen Studie untersuchten die Forscher*innen anhand eines Fragebogens die Durchführbarkeit und Akzeptanz von Last Aid Courses/Letzte Hilfe-Kursen. In den Kursen geht es darum, Bürger*innen Wissen zu den Themen Sterben, Tod und Palliative Care (palliative Pflegemaßnahmen) zu vermitteln, damit sie befähigt und ermutigt werden, ihre Angehörigen besser und vor allem länger (palliativ) zuhause zu versorgen. Der Kurs ist ausgelegt als ein Ein-Tages-Kurs mit vier Einheiten (4x45min) zu den Themen: (1) Sterben als Teil des Lebens, (2) Vorsorge und Entscheidungen in der letzten Lebensphase, (3) Linderungsmaßnahmen bei Schmerzen, und (4) Abschiede und Begleitung in der letzten Lebensphase. Für die Fragebogenerhebung wurden Teilnehmende an den Kursen (n=5.469) aus insgesamt 408 Last Aid Courses/Letzte Hilfe-Kursen (Deutschland, Schweiz, Österreich) im Zeitraum von Januar 2015 bis Juni 2018 befragt. Die Fragebogenerhebung hat ergeben, dass die Last Aid Courses/Letzte Hilfe-Kurse sowohl durchführbar sind als auch von den Teilnehmenden zu einem hohen Grad akzeptiert werden. Die Inhalte des Kurses sind leicht verständlich und nahezu alle Teilnehmenden würden den Kurs weiterempfehlen. Weiterführend bleibt es zu erforschen inwiefern die Last Aid Courses/Letze Hilfe-Kurse einen Beitrag für leisten können, dass mehr Personen länger in ihrer eigenen Häuslichkeit verweilen und sogar versterben können, weil ihre Angehörigen (eher) dazu befähigt, ermutigt und gewillt sind sie zu versorgen.

Bollig, G., Meyer, S., Knopf, B., Schmidt, M., & Hayes Bauer, E. (2021). First Experiences with Online Last Aid Courses for Public Palliative Care Education during the COVID-19 Pandemic. Healthcare (Basel, Switzerland), 9(2). doi.org/10.3390/healthcare9020172

Last Aid Courses/Letzte Hilfe-Kurse mit dem Ziel Bürger*innen Wissen zu den Themen Sterben, Tod und Palliative Care (palliative Pflegemaßnahmen) zu vermitteln, konnten aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht wie gewohnt stattfinden. Aufgrund der Pandemie wurden die Kurse als Online-Veranstaltung durchgeführt. In der Pilotstudie wurde die Durchführbarkeit und Akzeptanz von Online Last Aid Courses/Letzte Hilfe-Kursen getestet. Die Datenerhebung erfolgte nach Abschluss des Kurses mittels Fragebogen (Kursteilnehmende), Beobachtungsprotokoll (Kursteilnehmende und Kursleiter*innen) und Fokusgruppendiskussionen (Kursleiter*innen) von insgesamt 15 Onlinekursen (Deutschland 13, Brasilien 2; Zeitraum: April – Oktober 2020), von denen 174 Kursteilnehmer*innen sich zur Teilnahme an der Studie erklärten. Die Pilotstudie hat ergeben, dass die Online Last Aid Courses/Letzte Hilfe-Kurse sowohl durchführbar sind als auch von den Teilnehmenden akzeptiert werden und gerade zu Pandemiezeiten ein Ersatzhilfsmittel darstellen können, um weiterhin Bürger*innen Wissen zu Palliative Care zu vermitteln. Allerdings stellen Onlinekurse nur das Mittel zweiter Wahl dar, da eine verminderte Interaktion und Diskussion zwischen den Kursteilnehmenden und Kursleiter*innen zustande kam und festgestellt wurde. Dabei ist gerade der Austausch zu Themen in der letzten Lebensphase sehr bedeutsam.

Ermers, D. J. M., van Beuningen-van Wijk, M. P. H., Rit, E. P., Stalpers-Konijnenburg, S. C., Taekema, D. G., Bosch, F. H., Engels, Y., & van Mierlo, P. J. W. B. (2021). Life-sustaining treatment preferences in older patients when referred to the emergency department for acute geriatric assessment: A descriptive study in a Dutch hospital. BMC Geriatrics, 21(1), 58. doi.org/10.1186/s12877-020-02002-y

Die Studie beschreibt, wie häufig Behandlungspräferenzen hinsichtlich lebensverlängernden Maßnahmen von älteren, multimorbiden Patient:innen bei Einweisung in die Notaufnahme den zuweisenden Hausärzt:innen bzw. Geriatern bekannt waren. Dazu wurden im Zeitraum von Juni 2015 bis Januar 2017 die zuweisenden Ärzt:innen bei der Einweisung ihrer Patient:innen (n= 349), in die Notaufnahme, telefonisch befragt. Die Behandlungspräferenzen hinsichtlich lebensverlängernden Maßnahmen waren den zuweisenden Ärzt:innen in weniger als der Hälfte der Fälle bekannt (158/348; 45,4%). Am häufigsten wren die Präferenzen in Bezug auf Wiederbelebung bekannt. Deutlich seltener bekannt waren Wünsche zur künstlichen Beatmung und zur Einweisung auf die Intensivstation. Präferenzen waren häufiger bekannt, wenn Patient:innen von Gerater:innen zugewiesen wurden. Für die Bewertung dieser Zahlen ist relevant zu wissen, dass Pflegeeinrichtungsbewohnende in den Niederladen durch Geriater:innen betreut werden. Darüber hinaus kennen Geriater:innen deshalb die Behandlungspräferenzen ihrer betreuten Patient:innen/Pflegeeinrichtungsbewohnende besser, da einerseits eine nationale Gesetzgebung vorsieht, dass ein Behandlungsplan (inkl. Behandlungspräferenzen für lebensverlängernde Maßnahmen) innerhalb 24 Stunden nach Einzug in eine Pflegeeinrichtung erstellt wird; und anderseits, dass dieser Behandlungsplan in einem elektronischen Patientenakten-Register hinterlegt wird, zu dem Geriater:innen Zugang haben. Eine solche Regelung für die elektronische Hinterlegung von Patientenakten besteht für Hausärzt:innen nicht.

Gesualdo, F., Daverio, M., Palazzani, L., Dimitriou, D., Diez-Domingo, J., Fons-Martinez, J., Jackson, S., Vignally, P., Rizzo, C., & Tozzi, A. E. (2021). Digital tools in the informed consent process: A systematic review. BMC Medical Ethics, 22(1), 18. doi.org/10.1186/s12910-021-00585-8

In dem Systematik Review wurden Studien untersucht, die den Einfluss von digital-unterstützten informed consent-Prozessen (IC-Prozessen) hinsichtlich Verständnis, Zufriedenheit, Angst und Partizipation bewerten. Hierzu wurden insgesamt 73 Studien einbezogen, die die Effekte von digital-unterstützten IC-Prozessen entweder in einer klinischen Studie (n=28; 38,4%) oder in der medizinischen Praxis/Chirurgie (n=45; 61,6%) erforschten, und im Zeitraum von Januar 2012 – Oktober 2020 (in Englisch, Italienisch oder Französisch) publiziert wurden. Dabei wurden vergleichend die Auswirkungen von IC-Prozessen mit digitaler Unterstützung im Gegensatz zu IC-Prozessen ohne Verwendung von digitaler Unterstützung gegenüberstellt. Aus diesem Grund wurden in diesem Systematik Review auch ausschließlich RCT-Studien einbezogen. Unter einem `digital-unterstützen IC-Prozess´ verstehen die Autor*innen die Einholung eines informed consent (im Rahmen einer medizinischen Intervention oder klinischen Studie) mithilfe von multimedialen oder audiovisuellen Hilfsmitteln, mit dem Ziel die Verständniskompetenz der Patient*innen bzw. Proband*innen zu erhöhen. Die Zusammenstellung des Reviews hat ergeben, dass die Studien insgesamt sehr heterogen gestaltet sind, was die Auswertung erschwerte. Dennoch wurde festgestellt, dass digitale Hilfsmittel, um den IC-Prozess zu unterstützen, keine negativen Effekte auf die Verständniskompetenz, Zufriedenheit oder Partizipation hatten oder Ängste auslösten. Insgesamt scheinen Multimedia-Hilfsmittel (besser als nur Videos) eine wünschenswerte Unterstützungsmöglichkeit darzustellen, um die Verständniskompetenz von Patient*innen und Proband*innen zu erhöhen.

Haberstroh, J., Tesky, V. A., & Pantel, J. (2020). Einwilligungsfähigkeit von Menschen mit Demenz: Einblicke in die S2k-AWMF-Leitlinie 108 – 001. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 54(2), 167–175. doi.org/10.1007/s00391-020-01820-4

Der Beitrag fasst die zentralen Informationen der S2k-Leitlinie „Einwilligung von Menschen mit Demenz in medizinische Maßnahmen“ (AWMF-Registernummer 108 – 001) zusammen. In der Leitlinie geht es darum strukturierte Handlungsempfehlungen zur Sicherung der Handlungsfähigkeit von Menschen mit Demenz bei Entscheidungen über medizinische Maßnahmen zur Verfügung zu stellen. Auf wenigen Seiten bietet der Beitrag einen Überblick zu Kriterien der Einwilligungsfähigkeit (Informationsverständnis, Krankheits- und Behandlungseinsicht, Urteilsvermögen sowie Kommunizieren einer Entscheidung) und Methoden zur klinischen Beurteilung der Einwilligungsfähigkeit sowie zu Erläuterungen und Methoden zur Entscheidungsassistenz.

Hickmann, S. E., Torke, A. M., Sachs, G. A., Sudore, R. L., Tang, Q., Bakoyannis, G., Heim Smith, N., Myers, A. L. & Hammes, B. J. (2021). Factors associated with concordance between POLST orders and current treatment preferences. Journal of the American Geriatrics Society, 1-12. doi.org/10.1111/jgs.17095

POLST-Anordnungen werden in den USA häufig verwendet, um Behandlungspräferenzen zu dokumentieren, jedoch herrscht Unklarheit darüber, inwieweit die dokumentierten Behandlungspräferenzen in Übereinstimmung mit gegenwärtigen Behandlungspräferenzen stehen und welche Faktoren mit einer Übereinstimmung assoziiert sind. Der Artikel beschreibt die Übereinstimmung von POLST-Anordnungen, (Dokumentationen zu Behandlungspräferenzen) mit aktuellen Behandlungspräferenzen. Hierfür wurden vorhandene POLST-Anordnungen bezüglich Wiederbelebung, medizinischen Maßnahmen und künstlicher Ernährung mit aktuellen Behandlungspräferenzen (erfasst über Interviews) abgeglichen. Die Studie wurde im Zeitraum vom August 2016 bis Januar 2019 durchgeführt. Es wurden 29 Pflegeeinrichtungen mit > 70 Betten in Indiana (USA) eingeschlossen. Die Teilnehmenden der Studie sind Pflegeeinrichtungsbewohnende (n=123) sowie Stellvertreter*innen von Bewohnenden (n=152). Die bestehenden POLST-Anordnungen wurden hinsichtlich der Bereiche A (Wiederbelebung), B (medizinische Maßnahmen) und D (künstliche Ernährung) betrachtet. Entsprechend der dokumentierten Maßnahmen wurde ein Teil der POLST-Formulare als „comfort-focused“ (palliative Maßnahmen) klassifiziert. Für die Eruierung von aktuellen Behandlungspräferenzen wurden Gespräche im Sinne von Advance Care Planning geführt und Behandlungspräferenzen anhand einer leeren POLST-Anordnung erfasst. Eine Übereinstimmung lag vor, wenn die genannten Behandlungspräferenzen mit den zu einem früheren Zeitpunkt dokumentierten Behandlungspräferenzen entsprachen. Es lag keine Übereinstimmung vor, wenn die genannten Behandlungspräferenzen in mehr als einem Bereich von den verschriftlichten Behandlungspräferenzen abwichen. Die Gesamtübereinstimmung der POLST-Anordnungen mit den aktuellen Behandlungspräferenzen lag bei 44%. Die Übereinstimmung für den Bereich A (Wiederbelebung) lag bei 85,8%, für den Bereich B (medizinische Maßnahmen) bei 63,3% und für den Bereich D (künstliche Ernährung) bei 66,9%. Die Übereinstimmung bei „comfort-focused POLSTs“ lag bei 68% wohingegen die Übereinstimmung bei allen anderen Anordnungen bei nur 27% lag. Für die Analyse der damit zusammenhängen Faktoren wurde ein statistisches Modell erstellt.

Hoffmann, F., Allers, K. (2021). Krankenhausaufenthalte von Pflegeheimbewohnern in der letzten Lebensphase: eine Analyse von Krankenkassenroutinedaten. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 54(3), 247–254. doi.org/10.1007/s00391-020-01716-3

Mittels einer Sekundäranalyse von Routinedaten der gesetzlichen Krankenkasse DAK-Gesundheit werden Häufigkeiten von Krankenhausaufenthalten bei Pflegeheimbewohnenden innerhalb ihres letzten Lebensjahres dargestellt. Dabei sollten auch Unterschiede nach Alter, Geschlecht, Pflegestufe, Demenz und Bundesländern untersucht werden. Die Studienpopulation setzte sich aus gesetzlich Krankenversicherten (über 65 LJ.), die zwischen 01.01.2010 und 31.12.2014 erstmalig in eine Pflegeeinrichtung einzog und zwischen 01.01.2010 und 31.12.2014 verstorben sind. Der Anteil an Bewohnenden mit einem Krankenhausaufenthalt in der letzten Lebensphase (<1J. vor Versterben) wurden mit Bezug auf verschiedene Phasen nach Heimeintritt und vor dem Tod berücksichtigt: 0 Tage (entspricht dem Versterben im KH), 3, 7,14, 28, 90, 180 und 365 Tage vor dem Tod. Im Ergebnis zeigte sich, dass von den im Untersuchungszeitraum neu in die Pflegeeinrichtung aufgenommenen Personen (n= 127.227) insgesamt 67.328 Bewohnende verstarben (52,9%). Die Verstorbenen waren durchschnittlich 85,3 Jahre alt (Median: 86 J.), rund zwei Drittel waren weiblich (69,8%) und 41,1% waren an Demenz erkrankt. Die Bewohnenden hatten in der Pflegeeinrichtung eine durchschnittliche Verweildauer von rund einem Jahr (343,5 Tage), wobei der Median bei 189 Tagen lag. Die schiefe Verteilung ergibt sich daraus, dass insgesamt 17,4% der Verstorbenen zum Zeitpunkt des Todes max. 28 Tage und 64,6% max. 365 Tage im Heim verweilten. Von den rund 67.000 verstorbenen Pflegeeinrichtungsbewohnenden verstarben 19.887 im Krankenhaus (29,5%). Im Vergleich zu Männern (34,4%) verstarben weibliche Bewohnerinnen (28,3%) seltener im Krankenhaus. Das Vorliegen einer Demenzerkrankung hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Versterben im Krankenhaus. Allerdings wurde festgestellt, dass mit zunehmendem Pflegebedarf von Bewohnenden (höhere Pflegestufe) weniger Bewohnende im Krankenhaus verstarben.

Rietjens, J., Korfage, I., & Taubert, M. (2020). Advance care planning: The future. BMJ Supportive & Palliative Care 2021, 11, 89-91. doi.org/10.1136/bmjspcare-2020-002304

Der Beitrag beschreibt Kernelemente von Advance Care Planning (ACP) und Ansätze, wie sich ACP weiterentwickeln kann. Benannt werden Barrieren und Förderfaktoren für ACP-Prozesse sowie aktuelle Entwicklungen (z.B. Nutzung von Leitfäden, Schulung von Gesprächsbegleiter*innen, Internetprogramme). Forschungsdesiderata sehen die Autor*innen in den Bereichen Zugang zu und Initiierung von Gesprächen, Unterstützung der Gesprächführenden und Entwicklung von ACP-Konzepten für Personen mit verminderter Entscheidungsfähigkeit.

Tran, J., Sellars, M., Nolte, L., White, B. P., Sinclair, C., Fetherstonhaugh, D., & Detering, K. (2021). Systematic review and content analysis of Australian health care substitute decision making online resources. Australian Health Review, 45(3), 317-327. doi.org/10.1071/AH20070

In dem Beitrag stellen die Autor*innen ein systematisches Review sowie eine Inhaltsanalyse von Onlineressourcen/Informationsmaterialien zur stellvertretenden Entscheidungsfindung vor. Das Ziel der Untersuchung ist die Identifizierung von Onlineressourcen bzw. Onlineinformationsmaterialien für Vorsorgebevollmächtigte (in Australien) hinsichtlich Aufkommen, Inhalt und Benutzerfreundlichkeit für die Zielgruppe. Die Identifizierung von Onlineressourcen bzw. Onlineinformationsmaterialien erfolgte mittels Google-Suche (Stichtag: 10. April 2019; Suche auf Australien beschränkt und Ergebnisse in englischer Sprache). Die Benutzerfreundlichkeit der Ressourcen wurde mittels PEMAT getestet (Patient Education Materials Assessment Tool). Für die Inhaltsanalyse wurden insgesamt 61 Onlineressourcen bzw. Onlineinformationsmaterialien für Vorsorgebevollmächtigte ermittelt und eingeschlossen. Dabei wurden acht Themen identifiziert: (1) Definition der Rolle des Vorsorgebevollmächtigten; (2) Erforderliche Eigenschaften und Charakterzüge von Vorsorgebevollmächtigten; (3) Anleitungen zu Prinzipien und Standards der (Stellvertretenden) Entscheidungsfindung; (4) Pflichten von Vorsorgebevollmächtigten (5) Unterstützungsmöglichkeiten für Vorsorgebevollmächtigte; (6) Rechte; (7) Barrieren bei der Umsetzung der Rolle; (8) Vorteile für Vorsorgebevollmächtigte. Keine Onlineressource deckte alle Themen ab. Die Recherche und Inhaltsanalyse er Benutzerfreundlichkeit zeigte erhebliche Unterschiede bezüglich Inhalt, Qualität und Anwenderfreundlichkeit der einzelnen Ressourcen auf. Weniger als 25% der Ressourcen waren speziell für Vorsorgebevollmächtigte verfasst. Nur 27% der Ressourcen gebrauchten Alltagssprache/eine vereinfachte Sprache und vermieden medizinische oder juristische Fachbegriffe, was das Verständnis von komplexen Inhalten erschwerte und zu einer schlechten Benutzerfreundlichkeit führte. Die Autorengruppe empfiehlt zukünftig Onlineressourcen/Informationsmaterialien adressat:innenangepasst zu erstellen und zu veröffentlichen, damit Vorsorgebevollmächtigte optimal auf ihre Rolle vorbereitet werden können.

Zambrano, S. C., Haugen, D. F., van der Heide, A., Tripodoro, V. A., Ellershaw, J., Fürst, C. J., Voltz, R., Mason, S., Daud, M. L., Simone, G. de, Kremeike, K., Halfdanardottir, S. I., Sigurdardottir, V., Johnson, J., Allan, S., Hafeez, H., Simões, C., Sigurdardottir, K. R., Rasmussen, B. H., et al. (2020). Development of an international Core Outcome Set (COS) for best care for the dying person: Study protocol. BMC Palliative Care, 19(1), 184. doi.org/10.1186/s12904-020-00654-6

Das Studienprotokoll beschreibt die Planung einer Studie zur Entwicklung eines internationalen Core Outcome Set (COS) für die beste Versorgung von Personen, die sich im unmittelbaren Sterbeprozess befinden. Die geplante Studie umfasst folgende Schritte: Im ersten Schritt wird eine systematische Literaturrecherche zur bestmöglichen Versorgung von sterbenden Menschen durchgeführt. Im zweiten Schritt wird im Rahmen einer größer angelegten Studie (iLIVE project) sowohl die Perspektive von Patient*innen als auch von deren Angehören, zur Versorgung im Sterbeprozess, erfragt. Im dritten Schritt werden die Ergebnisse aus den ersten beiden Schritten zusammengefasst und in einer Delphi-Befragung hinsichtlich ihrer Relevanz bewertet. Im vierten und letzten Schritt erfolgt die Konsentierung des Outcome Sets unter Einbezug von Akteuren aus dem Gesundheitswesen, Forscher*innen; Patientenvertreter*innen und Familienangehörigen.

Gilissen, J., Pivodic, L., Wendrich-van Dael, A., Cools, W., Vander Stichele, R., Van den Block, L., Deliens, L., Gastmans, C. (2020). Nurses´ self-efficacy, rather than their knowledge, is associated with their engagement in advance care planning in nursing homes: A survey study. Palliative Medicine, 34(7), 917-924. doi.org/10.1177/0269216320916158

Die Forscher*innengruppe aus Belgien untersucht in ihrer Studie, inwieweit das Wissen und die Selbstwirksamkeit von Pflegeeinrichtungsmitarbeitenden hinsichtlich Advance Care Planning (ACP) Voraussetzungen für die Umsetzung von ACP-Prozessen darstellen. Die Querschnittstudie basiert auf der Baseline-Erhebung einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie, die darauf abzielt, ein strukturiertes Advance Care Planning-Programm in Pflegeeinrichtungen zu evaluieren. Im Rahmen der Querschnittstudie wurden 196 Pflegeeinrichtungsmitarbeitende aus 14 Pflegeeinrichtungen in Belgien rekrutiert. Die Teilnehmenden wurden mittels eines Fragebogens hinsichtlich ihres Wissens und ihrer Selbstwirksamkeit sowie ihrer Beteiligung an ACP-Prozessen befragt. Das Wissen hinsichtlich Advance Care Planning wurde anhand von 11 Aussagen ermittelt. Für die Messung der Selbstwirksamkeit, sollten die Teilnehmenden mittels einer 10-Punkte-Likert-Skala ihr Vertrauen in 12 Aufgaben und Rollen der Vorausplanung einstufen. Die Teilnehmenden sollten zudem angeben, welche von sechs möglichen Advance Care Planning-Praktiken sie bereits durchgeführt haben (u.a. Gesprächsinitiierung, Beratung zu Vorsorgedokumenten). Als Ergebnis der Studie zeigt sich, dass das Wissen bezüglich Advance Care Planning keinen signifikanten Einfluss auf die Beteiligung an Advance Care Planning-Prozessen hat. Im Gegensatz hierzu, wurde festgestellt, dass die Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden hinsichtlich Advance Care Planning positiv mit der Anzahl der von ihren durchgeführten Praktiken zusammenhängt. Die Ergebnisse verdeutlichen den Bedarf danach, die Selbstwirksamkeit von Pflegeeinrichtungsmitarbeitenden in Bezug auf Advance Care Planning zu erhöhen und sich nicht nur auf die Verbesserung des Wissens zu konzentrieren; dies ist insbesondere für die Konzeption von Fortbildungsprogrammen relevant.

Groebe, B., Rietz, C., Voltz, R., Strupp, J. (2019). How to talk about attitudes towards the End of Life: A qualitative study. American Journal of Hospice and Palliative Medicine, 36(8), 697-704. doi.org/10.1177%2F1049909119836238

Die qualitative Studie der deutschen Forscher*innen zielt darauf ab, Einblicke aus verschiedenen Pflegesettings hinsichtlich der spezifischen Anforderungen und Bedingungen für die Kommunikation über das Lebensende zu erhalten. Hierfür wurden vier Gruppeninterviews (n= 2-6 Teilnehmende) mit Fachkräften eines ambulanten Hospizdiensts, einer stationären Palliativversorgung eines Krankenhauses und zweier stationärer Pflegeeinrichtungen durchgeführt. Die Interviews dauerten zwischen 45 und 56 Minuten und wurden im Zeitraum von Mai bis Oktober 2016 geführt. Der semistrukturierte Leitfaden beinhaltete Fragen zu persönlichen Erfahrungen, spezifischen Anforderungen und Bedingungen sowie dem Bedarf an Instrumenten hinsichtlich der Kommunikation über das Lebensende. Die Daten wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse analysiert. Die Ergebnisse der Interviews zeigen, dass die Kommunikation über das Lebensende in erster Linie von einer angenehmen Atmosphäre, einer vertrauensvollen Beziehung zwischen den Gesprächspartner*innen und der professionellen Haltung der Mitarbeitenden abhängt. Pflegeeinrichtungsmitarbeitende sehen es als ihre Aufgabe Gespräche zu initiieren, berichten jedoch von Unsicherheiten, die im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Tabuisierung der Themen Tod und Sterben gesehen werden. Diesbezüglich wird der Wunsch nach weiterem Training hinsichtlich der Thematisierung dieser Themen geäußert. Inhaltlich beinhaltet die Kommunikation mit Patient*innen settingübergreifend vorrangig Fragen der Vorausplanung. Hinsichtlich der Durchführung von Gesprächen scheint es von Vorteil zu sein, „früh“ zu beginnen, Angehörige einzubeziehen, sowie Vorausplanung als kontinuierlichen Gesprächsprozess zu betrachten. Es wird zudem als hilfreich erachtet, Gespräche in bestehende Pflegestrukturen zu implementieren und niedrigschwellige Impulse hinsichtlich der Gesprächsinitiierung zu verwenden. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass jeder/jede Mitarbeitende potentiell Gespräche über Einstellungen zum Lebensende führen kann, sich einige Mitarbeitende diesbezüglich jedoch unzureichend vorbereitet fühlen.

Kastbom, L., Milberg, A., Karlsson, M. (2019). ´We have no crystal ball´- advance care planning at nursing homes from the perspective of nurses and physicians. Scandinavian Journal of Primary Health Care, 37(2), 191-199. doi.org/10.1080/02813432.2019.1608068

Die qualitative Studie befasst sich mit der Sichtweise von Pflegekräften und Ärzt*innen in Bezug auf Advance Care Planning, mit der Zielsetzung Faktoren zu identifizieren, die den Advance Care Planning-Prozess in Pflegeeinrichtungen beeinflussen. Für die Studie wurden 14 Ärzt*innen und 11 Pflegekräfte aus neun Pflegeeinrichtungen in Schweden interviewt. Nach Durchführung einer qualitativen Inhaltsanalyse wurden vier Kategorien ermittelt, die den Advance Care Planning-Prozess abbilden: 1. Exploration von Präferenzen und Ansichten; 2. Integrierung der Präferenzen des Bewohnenden und der Ansichten von Mitarbeitenden und Angehörigen; 3. Klare Entscheidung und Dokumentation der Inhalte des Advance Care Planning-Prozesses; 4. Implementierung und Re-Evaluation des Advance Care Planning-Prozesses z.B. über Follow-up-Gespräche. Darüber hinaus wurde das Nichtschadensprinzip („Principle of Nonmaleficence“) als übergeordnete Kategorie identifiziert. Diese Kategorie greift u.a. die Angst von Ärzt*innen und Pflegekräften auf, in Akutsituationen hinsichtlich der von dem Patienten getroffenen Entscheidungen kritisiert zu werden. Um dem zu entgegen zu wirken, wird empfohlen, weitere Akteur*innen wie Kolleg*innen in die Entscheidungen miteinzubeziehen und/oder schwierige Entscheidungen mit diesen zu diskutieren.

Sussman, T., Kaasalainen, S., Bimman, R., Punia, H., Edsell, N., Sussman, J. (2020). Exploration of the acceptability and usability of advance care planning tools in long term care homes. BMC Palliative Care, 19(197). doi.org/10.1186/s12904-020-00689-9

Die Forscher*innengruppe aus Kanada stellt in dem Artikel die Ergebnisse ihrer explorativen Studie vor, die sich mit der Akzeptanz und Verwendung von Advance Care Planning-Instrumenten in Langzeit-Pflegeeinrichtungen befasst. Im Sinne eines sequenziellen explorativen Designs wurden im ersten Schritt vier Fokusgruppen mit Pflegeeinrichtungsmitarbeitenden (n=32) zu Anforderungen an Advance Care Planning-Instrumente für das Setting Pflegeeinrichtung geführt. Darauf aufbauend wurden im zweiten Schritt bestehende Advance Care Planning-Instrumente hinsichtlich der von den Fokusgruppen genannten Anforderungen (Empfehlungen und Präferenzen) inhaltsanalytisch betrachtet. Innerhalb der Fokusgruppen gab es keinen Konsens darüber, wann und von wem Advance Care Planning-Gespräche angestoßen werden sollten, jedoch wurde häufig genannt, dass Advance Care Planning-Instrumente ggf. eine nützliche Orientierungshilfe für Mitarbeitende, Familien und Bewohnende sein können. Hinsichtlich der Durchführung von Advance Care Planning-Gesprächen werden Instrumente als besonders hilfreich betrachtet, die Informationen zu Advance Care Planning sowie Gesprächsinitiierungs- und -eröffnungshilfen beinhalten. In Bezug auf den Inhalt werden Instrumente als besonders nützlich betrachtet, wenn diese einen psychosozialen Fokus aufweisen und sich nicht nur auf die medizinischen Aspekte beschränken. Es wurde zudem darauf hingewiesen, dass kein Instrument universell für alle Bewohnenden empfohlen werden kann und diesbezüglich der Wunsch nach einer Kombination verschiedener Instrumente geäußert. Für die Analyse bestehender Instrumente wurden zunächst 611 Instrumente identifiziert. Von diesen wurden 80% auf Grund eines reinen medizinischen Fokus ausgeschlossen, bei 8% war keine Papierversion vorhanden und 5% waren nicht erhältlich. Somit wurden schlussendlich 32 Arbeitsmaterialien in die Analyse aufgenommen. Die Materialien wurden u.a. dahingehend ausgewählt, ob sie in Hinblick auf die Ergebnisse der Fokusgruppen psychosoziale Themen beinhalten. Die meisten Materialien ermutigen zu einer psychosozial-orientierten Reflexion (30/32, 84%), weitaus weniger beinhalten andere Advance Care Planning-Elemente wie die Kommunikation von psychosozialen Präferenzen (14/32, 44%) oder die Dokumentation psychosozialer Präferenzen (7/32, 22%).

Thoresen, L., Pedersen, R., Lillemoen, l., Gjerberg, E., Førde, R. (2019). Advance care planning in Norwegian nursing homes – limited awareness of the residents´ preferences and values? A qualitative study. BMC Geriatrics, 19(363). doi.org/10.1186/s12877-019-1378-6

Die qualitative Studie zielt darauf ab, Ziele und Erfahrungen von Pflegekräften und Ärzt*innen hinsichtlich der Durchführung von Advance Care Planning in Pflegeeinrichtungen zu identifizieren. Die Studie ist Teil eines Forschungsprojekts, mit der Zielsetzung die Autonomie und Würde von schwerkranken und dementen Bewohnenden stationärer Pflegeeinrichtungen durch eine bessere Implementierung von Advance Care Planning zu verbessern. In diesem Zusammenhang wurden acht Pflegeeinrichtungen in Norwegen rekrutiert, in denen Advance Care Planning seit mindestens einem Jahr praktiziert wird. Es wurden sieben Gruppeninterviews (je 2-5 Personen) mit Pflegeeinrichtungsmitarbeitenden geführt, die an ACP-Gesprächen teilgenommen haben. Die Interviews wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass Advance Care Planning vorrangig durchgeführt wird, um Allianzen mit Angehörigen aufzubauen, so dass Missverständnisse und zukünftige Konflikte vermieden werden. Es werden zudem zwei Haupterfahrungen im Zusammenhang mit der Durchführung von Advance Care Planning genannt: 1. Auf Grund der Sensibilität von Advance Care Planning-Themen ist es wichtig, Direktheit mit Sensibilität in Einklang zu bringen; 2. Wenn der/die Ärzt*in Fragen hinsichtlich der zukünftigen medizinischen Behandlung stellt, sind die Antworten der/des Bewohnenden sowie des Angehörigen oftmals zögernd und unklar. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein zu hoher Fokus auf medizinische Fragen und das Erreichen eines Konsenses mit den Angehörigen zu einer geringeren Beteiligung der/des Bewohnenden und damit einhergehend zu einer geringeren Beachtung ihrer Bedürfnisse führen kann.

Bandaru, S. V., Augustine, A. M., Lepcha, A., Sebastian, S., Gowri, M. & Philip, A. Mammen, M. D. (2020). The effects of N95 mask and face shield on speech perception among healthcare workers in the coronavirus disease 2019 pandemic situation. The Journal of Laryngology & Otology, 143, 895-898. doi.org/10.1017/S0022215120002108

Die Studie untersucht den Effekt von N95 Masken und Gesichtsvisieren auf die Sprachwahrnehmung bei Gesundheitspersonal ohne Höreinschränkungen. Die Beobachtungsstudie wurde mit Mitarbeitenden der Ambulanz eines Krankenhauses in Südindien durchgeführt. Es wurden 20 Mitarbeitende im Alter von 23 bis 54 Jahren in die Studie eingeschlossen, darunter 15 Ärzt*innen, drei Pfleger:innen sowie zwei „Medical Record Officer“. Im Ergebnisse führt die Nutzung der Schutzausrüstung zu einer signifikanten Erhöhung der Sprachwahrnehmungsschwelle und einer Verschlechterung der Sprachdiskrimination. Personen in Gesundheitsberufen müssen sich der Einschränkung durch die Schutzausrüstung bewusst sein und aktiv versuchen Irrtümer zu vermeiden bzw. die Effektivität von Kommunikation zu steigern.

Corey, R. M., Jones, U. & Singer, A. C. (2020): Acoustic effects of medical, cloth, and transparent face masks on speech signals. The Journal of the Acoustical Society of America, 148(4), 2371-2375. doi.org/10.1121/10.0002279

Die Forschergruppe aus den USA untersucht den akustischen Effekt verschiedener Arten von Gesichtsmasken (n=12) auf Sprachsignale. Es zeigt sich, dass chirurgische Masken unter allen getesteten Masken die beste akustische Leistung aufweisen. Obgleich lockere Baumwollstoffmasken eine ebenso gute akustische Leistung bieten, sind diese aufgrund der geringeren medizinischen Schutzfunktion nachrangig zu empfehlen. Enge Baumwollstoffmasken sowie Masken aus Mischgewebe sind weniger durchlässig und  übermitteln eine geringe Sprachübertragung. Mehrschichtige Masken aus einem lockeren Baumwollstoff werden als Kompromiss in Bezug auf die medizinische Schutzfunktion und akustische Leistung identifiziert. Gesichtsvisiere und Masken mit Gesichtsfenster weisen zwar im Gegensatz zu undurchsichtigen Masken eine schlechtere akustische Leistung auf, jedoch wirken sich diese nicht stark auf Ansteckmikrophone wie für Beschallungs- und Hörhilfesysteme aus. Diese Masken werden besonders für Personen mit Hörbeeinträchtigungen empfohlen, da visuelle Gesichtssignale bewahrt werden (Lippenlesen). Jedoch sollten diese Masken auf Grund der geringen Sprachübertragung durch die Verwendung eines Ansteckmikrophons ergänzt werden.

Duckett, K. (2020). Behind the Mask: New challenges to gaining patient trust. Home Healthcare Now, 38(6), 327-330. doi.org/10.1097/nhh.0000000000000940

Der Artikel liefert Empfehlungen für Kliniker*innen wie durch verbale und nonverbale Kommunikation Empathie gezeigt sowie Vertrauen in der Patienteninteraktion aufgebaut werden kann. Hierdurch sollen Schwierigkeiten ausgeglichen werden, die durch das Tragen einer Gesichtsmaske hervorgerufen werden können. Hinsichtlich verbaler Kommunikation wird empfohlen, das Sprachtempo sowie die Artikulation anzupassen. Es sollten im Gespräch zudem Schwierigkeiten und Limitationen thematisiert werden, die durch das Tragen einer Maske hervorgerufen werden können. Als Gesprächstechnik wird u.a. das aktive Zuhören empfohlen. Hinsichtlich nonverbaler Kommunikation wird auf die Bedeutsamkeit von Blickkontakt in der Interaktion hingewiesen.

Kilgore, B., Cassandra, H., Gaeta, L. & Sharpp, T. J. (2021). Unmasking misunderstandings: Strategies for better communication with patients. Nursing, 51(1), 56-59. doi.org/10.1097/01.nurse.0000724368.90257.74

Die Autor*innen beschreiben Fallbeispiele aus dem medizinischen Kontext, in denen es zu Fehlkommunikation kommen kann. Für jedes Fallbeispiel werden Ursachen identifiziert, durch die mögliche Kommunikationsprobleme hervorgerufen werden können und hierfür jeweils Lösungsstrategien aufgezeigt. Es werden insgesamt vier Faktoren benannt, die die Kommunikation beeinflussen: Der/die Sprecher*in, der/die Zuhörer*in, die Botschaft, die Umgebung. Für jeden Faktor werden Strategien aufgezeigt, um die Kommunikation bestmöglich zu gestalten. Der/die Sprecher*in kann die Gesprächssituation durch folgende Strategien bestmöglich gestalten: Klare und langsame Sprache, Gruppering von wichtigen Informationen in Phrasen; dem Patienten zugerichtet sprechen, nah genug stehen, Augenkontakt halten; Verwendung einer Gesichtsmaske mit klarem Fenster. Seitens des Zuhörers werden folgende Strategien vorgeschlagen: Sicherstellen, dass der/die Patient*in aufmerksam und bereit für den Dialog ist, sich in einem ruhigen Zustand befindet und das Gesagte verstanden hat; Verwendung der Teach-back Methode und darum bitten Informationen zu wiederholen. Die Botschaft des Gesprächs sollte einfach und präzise sein (Vermeidung von komplexen Wörtern und einer klinischen Fachsprache); Themen sollten nicht zu schnell gewechselt werden; Verwendung von visuellen Hilfsmitteln wie Bildtafeln; Wiederholen, Umformulieren oder Aufschreiben der Nachricht bei einem Missverständnis; Nutzung von medizinischen Dolmetscher*innen. Hinsichtlich der Umgebung sollte darauf geachtet werden, die Beleuchtung ggf. anzupassen sowie Hintergrundgeräusche und Ablenkungen zu minimieren.

Knollman-Porter, K. & Burshnic, V. L. (2020). Optimizing effective communication while wearing a mask during the COVID-19 pandemic. Journal of Gerontological Nursing, 46(11), 7-11. journals.healio.com/doi/10.3928/00989134-20201012-02

Die Autorinnen befassen sich in ihrem Artikel mit den Auswirkungen von Gesichtsmasken auf die Kommunikation mit älteren Personen mit kognitiven, kommunikativen und/oder Hör- Beeinträchtigungen. Hierfür stellen die Autorinnen aktuelle Forschungsergebnisse zur Kommunikation mit Gesichtsmasken zusammen, liefern klinische Beispiele und benennen Kommunikationsstrategien, Unterstützungen sowie Anpassungen hinsichtlich persönlicher Schutzausrüstung. Kommunikationsstrategien betreffen die Anpassung der Kommunikationsumgebung (u.a. Minimierung von Hintergrundgeräuschen) sowie die Anpassung der Sprache (u.a. Erhöhung der Lautstärke). Um die Kommunikation zu unterstützen, können Gesten sowie schriftliche und/oder visuelle Hilfsmittel eingesetzt werden. Persönliche Schutzausrüstung kann durch die Verwendung von Gesichtsfenstern und Bild- und/oder Namensschilder angepasst werden. Trotz der Nennung von spezifischer Strategien und Unterstützungen, wird jedoch aufgezeigt, dass diese nicht universell auf alle Patient*innen anwendbar sind und in dieser Hinsicht zusätzlich Kreativität, Geduld und Unterstützung durch Sprachtherapeut*innen erforderlich ist.

Marler, H. & Ditton, A. (2020). “I’m smiling back at you”: Exploring the impact of mask wearing on communication in healthcare. International Journal of Language & Communication Disorders, 56(1), 205-214. doi.org/10.1111/1460-6984.12578

In ihrem Scoping-Review stellen die Autorinnen potentielle Herausforderungen, die mit dem Tragen von Gesichtsmasken verbunden sind zusammen und beschreiben evidenzbasierte Strategien zur Verbesserung der Kommunikation. Die Autorinnen heben in diesem Zusammenhang die besondere Rolle von Sprachtherapeut*innen („Speech and Language Therapist“) hervor und weisen auf die Notwendigkeit von allgemein zugänglichen multidisziplinären Bildungsmöglichkeiten hin, die sich auf die Unterstützung der Kommunikation mit Gesichtsmaske befassen. Im Hinblick auf die Kommunikation mit Patient*innen werden folgende Empfehlungen gegeben: Berücksichtigung der Kommunikationsumgebung, Vorstellung der eigenen Person, Aufbau einer persönlichen Beziehung, Begründungen liefern, Sicherheit geben, zu Fragen ermutigen, Probleme anerkennen, nonverbale Informationen verbal kommunizieren, verbale Informationen nonverbal kommunizieren, Verwendung von schriftlichen Hilfsmitteln, Verwendung von Technologien, Vertraulichkeit schützen, kreativ sein und Sprachtherapeut*innen hinzuziehen.

Mheidly, N., Fares, M. Y., Zalzale, H. & Fares, J. (2020). Effect of face masks in interpersonal communication during the COVID-19 pandemic. Frontiers in Public Health, 8. https//doi.org/10.3389/fpubh.2020.582191

Der Artikel befasst sich mit der Rolle von Gesichtsausdrücken in der Kommunikation und hebt hervor wie diese durch das Tragen von Gesichtsmasken beeinflusst werden kann. Zudem werden Lösungsstrategien aufgezeigt, wie die Qualität von zwischenmenschlichen Beziehungen trotz des Tragens von Gesichtsmasken verbessert werden kann. So sollen mögliche Herausforderungen, die durch das Tragen von Gesichtsmasken hervorgerufen werden können, thematisiert werden. Kommunikation sollte durch die Nutzung von nonverbalen Kommunikationsmitteln ergänzt und an die Gesprächsumgebung sowie an die Gesprächspartner*innen angepasst werden. Zur Verbesserung der Kommunikation werden im Detail folgende Empfehlungen gemacht: 1. Wichtigkeit der Verwendung von Gesichtsmasken betonen und Anerkennung der daraus resultierenden kommunikativen Herausforderungen; 2. Nutzung der oberen Gesichtshälfte (Augenbrauen, Augen, obere Wangen); 3. Hervorhebung der Wichtigkeit von nonverbaler Kommunikation wie z.B. durch Körpersprache; 4. Zwischenmenschlichen Situationen mehr Aufmerksamkeit schenken und sich Kommunikationspartner*innen direkt zuwenden; 5. In möglichst leiser Umgebung lauter und langsamer sprechen; 6. Telekommunikation wie z.B. Skype und Zoom bei zwischenmenschlicher Interaktion mehr Vertrauen schenken; 7. Verwendung von transparenten Gesichtsmasken und Gesichtsvisieren insbesondere bei Menschen mit Höreinschränkungen; 8. Durchführung von Querschnittserhebungen zur Untersuchung der Auswirkungen von Gesichtsmasken auf die Kommunikation in unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen.

Muzzi, E., Chermaz, C., Castro, V., Zaninoni, M., Saksida, A. & Orzan, E. (2021). Short report on the effects of SARS-CoV.2 face protective equipment on verbal communication. European archives of Oto-Rhino-Laryngology. doi.org/10.1007/s00405-020-06535-1

Die experimentelle Studie der Autor*innen untersucht im Kontext der Covid-19-Pandemie, den Einfluss von persönlicher Gesichtsschutzausrüstung auf verbale Kommunikation. Hierzu werden verschiedene Arten und Kombinationen persönlicher Gesichtsausrüstung in ruhiger sowie in lauter Umgebung hinsichtlich des Effekts auf die Sprachverständlichkeit getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass persönliche Gesichtsausrüstung signifikante verbale Kommunikationsprobleme verursacht. In lauter Umgebung ist das Sprachverstehen durch die Gesichtsmaske des Sprechenden um 23,3% reduziert. Es wird auf weiteren Forschungsbedarf hinsichtlich besonders betroffener Risikogruppen wie Mitarbeitende des Gesundheitswesens, Schulkinder sowie Personen mit Sprach- und Hörbeeinträchtigungen hingewiesen.

Saunders, G. H., Jackson, I. R. & Visram, A. S. (2020). Impacts of face coverings on communication: an indirect impact of COVID-19. International Journal of Audiology, 27, 1-12. doi.org/10.1080/14992027.2020.1851401

Der Artikel beschreibt die Ergebnisse einer Online-Umfrage hinsichtlich des Einflusses von Gesichtsmasken auf das Gehör und die Kommunikation. Für die Studie wurden insgesamt 460 Personen aus der Allgemeinbevölkerung befragt. Unter den Befragten waren überproportional viele Personen mit Schwerhörigkeit, um den Effekt von Gesichtsmasken auf diese Gruppe vollständig zu erfassen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Gesichtsmasken sowohl den Kommunikationsinhalt, als auch die zwischenmenschliche Beziehung und Bereitschaft das Gespräch zu führen, beeinflussen und zu negativen Emotionen führen können. Der negative Einfluss zeigt sich hierbei besonders bei der Kommunikation in medizinischen Situationen sowie für Personen mit Schwerhörigkeit.

White, S. J., Barello, S., Cao die San Marco, E., Colombi, C., Eeckman, E., Gilligan, C., Graffigna, G., Jirasevijinda, T., Mosconi, P., Mullan, J., Rehman, S. U., Rubinelli, S., Vegni, E. & Krystallidou, D. (2020). Critical observations on and suggested ways forward for healthcare communication during COVID-19: pEACH position paper. Patient Education and Counseling, 104(2), 217-222. doi.org 10.1016/j.pec.2020.12.025

Die Autor*innen legen in dem Positionspapier ihre Beobachtungen zu Politik und Praxis in Bezug auf Kommunikation im Gesundheitswesen im Kontext der Covid-19-Pandemie dar. Dies betrifft die Kommunikation mit der Öffentlichkeit sowie mit Patient:innen, Familien und Pflegekräften. Zudem werden Empfehlungen für politische Entscheidungsträger, Gesundheitsdienstleister*innen und Kommunikationsexpert:innen gegeben und Bereiche hervorgehoben, in denen weiterer Forschungsbedarf hinsichtlich Gesundheitskommunikation während Gesundheitskrisen notwendig erscheint.